HUSH (US, 2016)
Der bereits fünfte Beitrag zur lukrativen Filmografie der Blumhouse Productions in diesem Jahr (weitere werden sicher folgen) schraubt seine sowieso gewohnt günstigen Produktionskosten offenbar noch weiter nach unten und präsentiert einmal mehr als einzigen Handlungsort ein abgelegenes Haus im Wald, das Regisseur Mike Flanagan (OCULUS, ebenfalls Blumhouse Productions) für wohligen Grusel zu verwenden versucht.
Die Handlung erzählt von der jungen Maddie (Kate Siegel, auch Co-Autorin), die in ebenjenem Haus lebt und gerade an ihrem zweiten Roman – typisch drehbuchkonventionell – hauptsächlich erfolglos und schreibblockiert arbeitet. Zu den neuen Einfällen in Flanagans Film zählt dabei die Gehörlosigkeit der Hauptfigur, die größtenteils durch Social Media Kontakt zu ihrer Außenwelt pflegt und abgesehen von gelegentlichen Besuchen von ihrer Freundin (die auch erstes Opfer werden darf) relativ isoliert lebt. Schnell baut sie aber eher unliebsamen Kontakt zu einem Mann mit Maske auf, der sie fortan mit Blicken durch, Schlägen an und allerlei Schauder vor den Fenstern des Hauses durch die Laufzeit von HUSH hindurch gruselt.
Tatsächlich gelingt es HUSH ab und an, sein in Blumhouse-Fankreisen sicherlich beliebtes Home-Invasion-Szenario durch das Element der Gehörlosigkeit der Hauptfigur etwas aufzufrischen. Schon zu Beginn, wenn noch alles in Ordnung ist, spielt der Film durchaus mit den Möglichkeiten, die sich daraus auf der auditiven Ebene ergeben. Die Vorstellung, einen (Horror-)Film zu sehen, dessen einzige Dialoge vor allem mittels Gebärdensprache vonstatten gehen, ist auch überaus reizvoll. Und auch ansonsten finden sich einige Spielereien auf der Tonspur: zum Beispiel das rituelle Füttern der eigenen Hauskatze, die mit Rascheln des gefüllten Fressnapfes angelockt wird. Oder der durch angebranntes Essen ausgelöste und erst unbemerkte Feuermelder.
Dennoch finden sich auch in HUSH wieder die gebetsmühlenartig aber unbedingt berechtigt kritisierten Audio-Jump-Scares, die mit lautem Geschrammel das erledigen sollen, was der Inszenierung in Horrorfilmen abhanden gekommen ist. Das ist vor allem bei diesem Film ärgerlich, wenn man über die ganzen Möglichkeiten nachdenkt, die sich bei einer gehörlosen Hauptfigur anbieten. Nur selten zeigt der Film auch seinen Horror, lässt ihn tatsächlich spürbar machen, anstatt ihn mit aufdringlichem Getöse wieder nur zu behaupten. Es gibt drei, vier Szenen, in denen tatsächlich einfach mal Ruhe ist und selbst dann hört man das Innere von Maddies Kopf, das als dumpfes und wenig originelles Unterwasser-Rauschen dargestellt wird. Beispielhaft für das eigene Verständnis von Angstmachen ist auch schon der Vorspann, der nach unbequem-irritierend tonlosen Studiologo-Einblendungen mit lautem Knall den Titel des Films verrät.
Interessant wird der Film dann in der zweiten Hälfte, wenn unterschiedliche Optionen der Flucht, des Verstecks oder der Konfrontation mit dem Killer (analog zur Entscheidung für eines von sieben möglichen Enden des Romans, die die Hauptfigur nicht treffen kann) in einem inneren Monolog abgewogen werden.
Ansonsten geht es leider ziemlich oft einfach nur aus dem Haus raus, ums Haus herum, wieder rein, dann mal aufs Dach. Keine Ecke des Hauses, die uns nicht gezeigt wird und dennoch bleibt es eine erstaunlich gesichtslose Location, eine charakterlose Kulisse, die man sofort wieder vergessen hat und keinerlei Bindung zu und räumliche Orientierung zwischen den Figuren bietet. Auch wenn der Film durchaus seine Spannungsmomente hat und diese mal mehr und mal weniger gelungen nutzt, entsteht leider der Eindruck, mal wieder nur einen altbackenen Hochglanz-Horror gesehen zu haben, als tatsächliche Innovation.
HUSH ist somit leider hauptsächlich aufwandsloser Effizienz-Horror, der nichts kostet und auch genauso günstig für VOD-Anbieter verscherbelt wird und sich auf dem Papier wieder mal besser liest, als er sich auf dem Bildschirm ansehen lässt.