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Samstag, 20. Mai 2017

CONVOY (US, 1978 | Regie: Sam Peckinpah)

Trucker Martin Penwald (Kris Kristofferson), der auch "Rubber Duck" genannt wird, ist eng mit seinen Trucker-Kollegen befreundet, die – zunächst von einem korrupten Polizisten (Ernest Borgnine) zur Geschwindigkeitsüberschreitung verleitet und dann mit anschließender Geldstrafe belegt – nur noch mittels einer Massenschlägerer in einer Kneipe verhindern können, dass der befreundete schwarze Trucker "Spider Mike" (Franklin Ajaye) von ebenjenem Polizisten aus Willkür verhaftet wird. Empört von dem Machtmissbrauch der Polizei und auf der Flucht vor dem Gesetz bilden die Trucker einen Konvoi, der sie von Arizona bis nach Texas führt und dem sich bald öffentlichkeitswirk- und unaufhaltsam dutzende weitere Trucker anschließen.

Es sind ganz unterschiedliche Gründe, die Sam Peckinpah den Fahrern für ihren Protest in den Mund legt, als sie während der Fahrt von einem sensationslüsternen Reporter befragt werden, was sie denn antreibe: es geht gegen Watergate, gegen Vietnam, gegen Rassismus, gegen Polizeigewalt und auch einfach nur mal darum, ordentlich Ärsche zu treten. Sam Peckinpah findet spektakuläre Actionbilder für seine teils nicht enden wollenden Truck-Montagen, die sich durch Staub, die Nachmittagshitze und aufgestellte Barrikaden schlagen – mal mit Country-Musik, mal mit einem Walzer unterlegt, aber immer stimmig. Der titelgebende Konvoi ist dabei nie nur für eine lange, ausgedehnte Verfolgungsjagd gut, die politisch zu lesen ist, sondern ist explizit ausformuliert eine Demonstration, die auch ein Gouverneur für seinen Wahlkampf zu instrumentalisieren im Sinn hat. Gerade die Thematik des strukturellen Rassismus in der Polizei, in einer Sequenz sogar deren Militarisierung und damit insgesamt die des Machtmissbrauchs, findet in dem Actionfilm eine überraschend klare Ansprache, die sich im Schlussdialog zwischen Penwald und dem Polizisten, der sich selbst als nichts geringeres als das Gesetz in Person sieht, entlädt ("You oughta be shot right where you're standing! So help me if I had a gun, I'd do it myself!" "That badge would make it alright, wouldn't it?"). Überflüssig zu betonen, welche Aktualität dieser Film gerade im Amerika der Gegenwart besitzt. Allein der etwas zu gefällige Humor durchbricht gelegentlich das Gesamtbild. Politisch zu sein heißt in diesem Film ohne Rücksicht auf Verluste immer geradeaus bei Maximalgeschwindigkeit zu fahren, Peckinpah nimmt "Politische Bewegung" hier ganz wörtlich – wer den Konvoi versucht aufzuhalten, führt meist mehr im Schilde, als nur auf Tempolimits hinzuweisen. "The purpose of the convoy is to keep moving."

Freitag, 19. Mai 2017

KARBID UND SAUERAMPFER (DDR, 1963 | Regie: Frank Beyer)

DEFA-Produktion über die Zeit nach dem Krieg im Osten Deutschlands. Der Dresdner Kalle (Erwin Geschonneck) ist Arbeiter in einer nun zerstörten Zigarettenfabrik und benötigt Karbid zum Schweißen, das er aus Wittenberge besorgen soll. Dort angekommen versucht er sieben Fässer Karbid wieder zurück nach Dresden zu bringen – ohne eigenes Transportmittel. Auf dem Irrweg zurück verlobt er sich mit seiner währenddessen erst kennengelernten, aber sofortigen Liebe seines Lebens, trickst amerikanische und russische Soldaten gleichermaßen aus, erleidet Schiffbruch, hungert und kommt schließlich mit immerhin zwei Fässern wieder heile an.

Frank Beyer inszeniert mit leichtfüßiger Montage einen ostdeutschen Gutelaune-Roadmovie, der seinem Nachkriegs-Helden eine Hürde nach der anderen auftischt, ohne dabei episodisch zu wirken. Ein beachtliches Gespür für Timing paart sich mit einer wunderbaren Kameraarbeit und schafft einen hochgradig unterhaltsamen Film, aus dem der pure Optimismus spricht; alles wird schon irgendwie gut gehen und jeder Aufwand irgendwann belohnt. Optimismus, der nicht nur ein bisschen auch eine Durchhalteparole ist, wie auch der Fleiß gar keine Tugend, sondern eine Pflicht. So passt es, wie in der letzten Einstellung die Arbeiter in Reih und Glied aufgestellt und mit Werkzeug ausgerüstet unentwegt am Wiederaufbau der zerstörten Zigarettenfabrik beschäftigt sind, während der Protagonist nach vorerst getaner Arbeit und über seine große Liebe sinnierend in den Abspann flaniert – auferstanden aus Ruinen eben.

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