under the film

BARFUSS DURCH DIE HÖLLE (JP, 1959-1961)

Es ist die beinahe absolute Entmenschlichung und Barbarei, auf die Kaji in Masaki Kobayashis BARFUSS DURCH DIE HÖLLE irgendwie reagieren muss, um – wie er selbst sagt – noch ein Mensch sein zu können. Der linksorientierte und pazifistische Protagonist versucht in all der gesellschaftlichen und politischen Misere noch irgendwie seine ideologische Überzeugung und sein Gesicht zu wahren.

Kaji wird auf grausame Art und Weise schon im Kern der Ausübung seiner theoretischen Ideale auf den Boden der Tatsachen geholt. Sein antiintellektuelles Umfeld hält seine selbstgeschaffenen Probleme für die alternativlose Realität und allerspätestens in der unausweichlichen Kriegssituation bleibt kein Raum mehr zum Diskurs über die conditio humana, die dem Werk sowohl im Original als auch in der englischen Übersetzung den viel passenderen Titel THE HUMAN CONDITION gibt.

Kobayashi wagt einen der wenigen Versuche des japanischen Films, die Kriegsverbrechen des eigenen Landes aufzuarbeiten und die Anklage dabei nicht gegen irgendwelche äußeren Einflüsse, sondern auch die Japaner selbst zu richten. Das Grauen des Krieges und der Gewalt findet sich hier nicht bloß in Kriegsbildern – die in ihrer klassischen Form auch erst nach einigen Stunden zu sehen sind – sondern bereits in der Gestik, Mimik und Sprache einer ständig nach unten tretenden, durchmilitarisierten, faschistischen Gesellschaft, in der ein Krankenhaus kein Krankenhaus, sondern Schlafkammer für Soldaten, eine Krankenschwester keine Krankenschwester, sondern Offizierin und ein Bergwerk kein Bergwerk, sondern Kriegsschauplatz ist und in der das eigenständige Denken schon längst beseitigt wurde.

Ach ja: Zu sagen, Kobayashis monumentale Filmtrilogie sei visuell und inszenatorisch beeindruckend, ist eine kriminelle Untertreibung. In Deutschland wurde das Meisterwerk seinerzeit übrigens unverantwortlicher- und unbegreiflicherweise um satte zweieinhalb Stunden erleichtert und filmfeindlich zusammengestaucht (manche würden "andere Schnittfassung" dazu sagen).

GODZILLA (JP/US, 2014)

Dies ist eine Zweitverwertung meiner Moviepilot-Kurzkritik vom 01.03.2016

Gareth Edwards' GODZILLA ist leider nur ein lust- und wuchtloser Kataströphchenfilm, der ideenlos die üblichen Blockbuster-Schablonen der letzten Jahre recycelt und dabei keinen eigenen Stil findet. Höhepunktarm und quasi ohne Figuren langweilt sich der Film vor sich selbst und warnt den Zuschauer schon Minuten vor dem nächsten Inszenierungs-Klischee. Wie alle Reboots großer Franchises der letzten Jahre "verbeugt" er sich vorm Original (und dessen Produktionsland) und lässt daher hie und da japanische Lampions exotisch ins Bild wackeln, die in rot und vor dem grauen Color-Grading-Hintergrund auch für einen "Aha, Cinematography!"-Effekt sorgen sollen. Peinlich wird GODZILLA aber dann, als er wohl passend gedacht im Moment behaupteter atmosphärischer Dichte das eindeutig für 2001: A SPACE ODYSSEY reservierte "Requiem for Soprano" anspielt und damit sicherheitshalber inhaltliche Tiefe vorgaukelt. Vermutlich meint der Film auch deshalb auf Fukushima anspielen zu müssen, ohne mit diesem Hintergrund irgendetwas anzustellen. Irgendwann sagt auch mal jemand "Hiroshima!", aber natürlich sieht wieder einmal alles aus wie am 11. September.

Sie sind nicht angemeldet